Grosse Schanze

Ein Blick auf die Alpen, Einblick in die Klimaforschung

Die Grosse Schanze ist eine zentral gelegene, beliebte Anlage. Auf der Grünfläche vor dem Hauptgebäude der Universität wird mittags gepicknickt, sie wird für Veranstaltungen, Open-Air Kino, eine Strandbar genutzt. Bei schönem Wetter hat man eine wunderbare Aussicht auf die Berner Alpen.

Der Name „Grosse Schanze“ erinnert an die Befestigungsanlagen des 17. Jahrhunderts, die hier ungefähr auf der Linie der Sidlerstrasse verlief. Ab den 1830er-Jahren wurde die Anlage zurückgebaut und das Länggassquartier (vgl. Unitobler) begann sich zu entwickeln. Eine grosse Umgestaltung erfolgte mit dem Bahnhofumbau ab den 1950er-Jahren. Bereits sichtbar ist der nächste Bahnhofumbau: Bis 2029 entsteht eine neue Lenkung der Besucherinnenströme mit einem Zugang von der Länggasse aus.

Die Grosse Schanze ist auch für die Klimaforschung ein wichtiger Ort. 1812 wurde ein provisorisches astronomisches Observatorium errichtet, 1822 die „alte Sternwarte“, wo auch meteorologische Messungen durchgeführt wurden. Etwa gleichzeitig entstanden in der Schweiz erste Vorläufer zur Eiszeittheorie. Tatsächlich wurden beim Rückbau der Grossen Schanze viele erratische Blöcke gefunden.

Heute hat die Universität sowohl institutionell als auch physisch den Platz der Sternwarte eingenommen. An ihrer Stelle steht heute das Gebäude für Exakte Wissenschaften, wo weltführende Klimaforschung betrieben wird. Das Oeschger Zentrum für Klimaforschung vereint Forschungsgruppen aus Physik, Geographie, Botanik, Geologie, Statistik, aber auch Geschichte, Philosophie, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Politikwissenschaft und Medizin, da das Problem des Klimawandels nur interdisziplinär angegangen werden kann (vgl. Ansermetplatz).

Der Bick auf die Alpen sah 1822 wohl anders aus, die Berner Alpen zeigten sich in weiss. Seit 1850 ist die Hälfte der Gletscherfläche der Schweiz verschwunden. Naturgefahren wie Murgänge, Steinschlag, aber auch Hochwasser und Waldbrände nehmen zu. Gerade in den Alpen ist der Klimawandel längst spürbar geworden.

Klimaforschung mit Eisbohrkernen ist eine der Spezialitäten der Klimaforschung an der Universität Bern
Klimaforschung mit Eisbohrkernen ist eine der Spezialitäten der Klimaforschung an der Universität Bern (Universität Bern)
Blick von der Bäregghütte auf die Reste des Unteren Grindelwaldgletschers im Sommer 2022
Blick von der Bäregghütte auf die Reste des Unteren Grindelwaldgletschers im Sommer 2022 (Foto: Samuel Nussbaumer)

Doch zurück zur alten Sternwarte: Anhand der Messungen auf der Grossen Schanze, ergänzt mit anderen Messungen, lässt sich eine lange Temperaturmessreihe für Bern erstellen. Diese zeigt die Klimaerwärmung eindrücklich. Über die letzten 130 Jahre ist die Temperatur um 3 Grad gestiegen, seit 1970 über 2 Grad. Trotz aller Bemühungen zur Verminderung von Treibhausgasemissionen wird die Erwärmung andauern. Daher braucht es Anpassungsstrategien an Stadthitze und zunehmende Naturgefahren. Risikomanagement muss neu gedacht werden, dazu braucht es Grundlagen aus der Geographie und der Klimaforschung.

Jahresmitteltemperatur in Bern seit 1760 (Kreise: Jahreswerte, rote Linie: geglättete Kurve). 2022 war das bisher wärmste Jahr, über drei Grad über dem Mittelwert des 19. Jahrhunderts
Jahresmitteltemperatur in Bern seit 1760 (Kreise: Jahreswerte, rote Linie: geglättete Kurve). 2022 war das bisher wärmste Jahr, über drei Grad über dem Mittelwert des 19. Jahrhunderts (Universität Bern)

Quellen und weiterführende Information

Brugnara, Y. et al. (2022) Pre-industrial temperature variability on the Swiss Plateau derived from the instrumental daily series of Bern and Zurich. Climate of the Past, 18, 2357–2379, https://doi.org/10.5194/cp-18-2357-2022

Imfeld, N. et al. (2022) Hitze- und Trockensommer in der Schweiz. Ursachen und Folgen der Jahrhundertsommer 1947, 2003 und 2018. Geographica Bernensia G98, https://boris.unibe.ch/170089/1/hitzesommmer_1947_web.pdf

Videos

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