Platz für Stadtnomaden und klimaangepassten Urbanismus
Der Studerstein wurde 1893 zu Ehren des Alpenforschers und SAC-Mitgründers Gottlieb Samuel Studer errichtet. Von hier aus hatte er auch sein bekanntes Alpenpanorama gezeichnet. Heute wird die Aussicht vom 1964 erbauten Burgerspittel und dessen Hochhaus dominiert. Rechts davon findet sich der eigentliche Stadtrand mit den Villen des Engeriedquartiers und nach links schweift der Blick über das Viererfeld bis zum Schulhaus Enge mit dem markanten Turm.
Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts war das Gebiet Engeried/Viererfeld praktisch unbebaut. Ausgehend von Neubrückstrasse und Engestrasse entstand ab 1900 das Engeriedquartier und erreichte ungefähr 1940 seine heutige Ausdehnung. Das angrenzende Viererfeld blieb aber frei und wird bis heute hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt. Ausserdem ist es mit seinen Familiengärten, Fussballplätzen und dem grosszügigen Spielplatz ein wichtiger Naherholungsraum für das angrenzende Länggassquartier. Selbst alternative Wohnformen, wie z.B. die Stadtnomaden mit ihren Bauwagen, finden auf dem Viererfeld Platz.
1964 erwarb der Kanton Bern das Viererfeld mit einer Fläche von 167’051 m2 für 33’410’200 CHF von der Burgergemeinde für den Bau eines Universitätscampus. Der Verkaufspreis von 200 CHF/m2 entsprach nicht dem vollen Verkehrswert, wurde aber mit der Auflage verbunden, dass das Viererfeld nur für Universitätsbauten und damit zusammenhängende Anlagen verwendet werden dürfe. Da der Kanton 1982 die ehemalige Schokoladenfabrik Tobler (vgl. Unitobler) kaufen konnte, wurde der Plan eines Universitätscampus auf dem Viererfeld verworfen.
Aufgrund der steigenden Bevölkerungszahlen und des knappen Wohnungsangebots in der Stadt Bern, entstand in den 2000er-Jahren die Idee eines neuen Wohnquartiers auf dem Viererfeld. In einer ersten Abstimmung im Jahr 2004 wurde die entsprechende Vorlage allerdings knapp verworfen. Ein überarbeitetes Projekt erreichte dann aber 2016 die nötige Mehrheit und seither laufen die städtebaulichen Planungen. Dazu gehört auch der Rückkauf der Hälfte des Viererfeld vom Kanton Bern. Die Überbauung soll laut der Stadt Bern „urban, nachhaltig, grün und wegweisend sein“, ein Musterbeispiel klimaanpassten Städtebaus. Diese Aspekte des Projekts werden wissenschaftlich von GeographInnen begleitet.
Im Jahr 1914 fand auf dem Viererfeld und dem westlich angrenzenden Hochfeld die Schweizerische Landesausstellung statt. Obwohl die Ausstellung ein riesiges Areal umfasste, ist davon heute nichts mehr zu sehen.
Quellen und weiterführende Information
Stadttour BaernIschEso: Das Viererfeld
Bild 1: https://www.bernerzeitung.ch/stadtnomaden-zuegeln-wieder-aufs-viererfeld-539108877908
Bild 3: http://expoarchiv.ch/1914_kuenstler_postkarten/pa10_panorama.html
https://www.bern.ch/themen/planen-und-bauen/stadtentwicklung/stadtentwicklungsprojekte/viererfeld
https://www.eawag.ch/de/abteilung/sww/projekte/bgb-living-lab-bern/