Ansermetplatz

Schnelle Entwicklung in Berns Westen

Den Ansermetplatz gibt es erst seit 2008. Er wurde als Bindeglied zwischen den Quartieren Gäbelbach, Holenacker und dem neuen Stadtquartier Brünnen geplant. Aber bereits 2021 wurde der Platz umgestaltet. Der schattenlose, asphaltierte Platz war im Sommer eine Hitzefalle und zeigt die Herausforderungen der Stadtentwicklung im Zeitater der Klimaerwärmung.
Wie aus Landwirtschaftsland ein Asphaltplatz wurde, ist beispielhaft für die zunehmende Landnahme und Urbanisierung im Westen der Stadt. Die Bevölkerung der Stadt Bern begann ab ca. 1900 stark zu wachsen, insbesondere nach dem zweiten Weltkrieg (Abb. 1). Wohnraum wurde knapp, und die Stadt erwarb Land im Westen von Bern, um günstige Wohnungen zu bauen. So entstanden die Siedlungen Tscharnergut (1958-1965) und, an diesem Standort, Gäbelbach (1965-1968). Die Siedlung lag damals noch vor der Stadt im Grünen. Später wurde die Autobahn A1 gebaut, die unmittelbar an der Siedlung vorbeiführt (Abb. 2).

Abb.1: Bevölkerungsentwicklung der Stadt Bern seit 1850 (Statistik Stadt Bern)
Abb. 2: Flugaufnahme des Gäbelbachs im Sommer 1969 (ETH Bibliothek Zürich).
Abb. 3: Einflussfaktoren des städtischen Wärmeinseleffekts und Temperaturverlauf über einer schematisierten Stadt kurz nach Sonnenuntergang

Stadtklima

Mit der Stadterweiterung veränderte sich auch das Klima. Auf versiegelten Flächen ohne Begrünung steht kaum Wasser für die Verdunstung zur Verfügung. Strahlungsenergie wird direkt in Wärme umgesetzt, die zudem in den Gebäudehüllen und den versiegelten Flächen gespeichert wird. Gebäude vermindern die Abstrahlung und die Luftzirkulation (Abb. 3). Als Folge davon sind Städte besonders in der Nacht oft mehrere Grade wärmer als das Umland. Auch in der Stadt Bern gibt es diesen Wärmeinseleffekt. Sogenannte Tropennächte, das sind Nächte in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad Celsius fällt, kommen im Umland kaum vor, aber in der Innenstadt 5-10 mal pro Sommer. Mit dem Klimawandel wird die Schwelle noch häufiger überschritten werden (Abb. 4).

Nicht nur die Anzahl Tropennächte, auch die Mitteltemperatur nimmt durch den Wärmeinseleffekt zu. Das lässt sich am Ansermetplatz abschätzen, wo das Geographische Institut bereits 1973 – damals lag die Station noch im Grünen – Temperaturmessungen durchführte und seit einigen Jahren wieder misst. Die nächtliche Sommertemperatur hat weit über ein Grad zugenommen, wovon 10-20% dem Wärmeinseleffekt, der Rest dem Klimawandel geschuldet sind.

Obschon der städtische Wärmeinseleffekt längst bekannt ist, wurde in der Stadtplanung lange kaum darauf geachtet, so auch beim Bau des Ansermetplatzes 2007. Mittlerweile ist das Problem erkannt und Aufwertungsprojekte sind im Gang. Dabei geht es nicht nur um die klimatische Wirkung (Abb. 4), sondern auch darum, den Platz als Begenungsort neu zu beleben.

Abb. 4. Tagestiefsttemperaturen in Zollikofen, 1950-2021 (Geographisches Institut der Universität Bern).
Abb. 5. Oberflächentemperatur des Ansermetplatz‘ vor und während des Projekts der Kunstachse 2021 (Geographisches Institut der Universität Bern).

Weiterführende Informationen

Klimawandel und Sommerhitze, Teil 4 (Urban Climate Bern)

Burger, Moritz; Gubler, Moritz; Brönnimann, Stefan; Vicedo-Cabrera, Ana; Winkel, Mirko (2022). Berns Westen im (Klima-) Wandel. Wie sich Stadtentwicklung und Klimawandel auf das sommerliche Mikroklima auswirken. Fachbeitrag zu Berner Geographische Mitteilungen 2021, (Reihe G Grundlagenforschung G99). Bern: Geographica Bernensia. (PDF herunterladen)