Aufschlussreiche Böden: Einblicke in die Natur- und Kulturentwicklung
Die Engehalbinsel wird im Nordosten der Stadt Bern von der Aare umschlungen. Die strategisch günstige Lage haben bereits vor über 2’000 Jahren die Kelten erkannt, die hier eine Siedlung errichteten. Ausgrabungen belegen, dass auch die Römer hier wirtschafteten, was auf einem archäologischen Lehrpfad vertieft wird. Mittlerweile ist die Engehalbinsel weitgehend bewaldet und lockt zahlreiche Spaziergänger, Jogger und Naturfreunde an. Ein Bodenlehrpfad offeriert hierbei auch Einblicke in die Landschafts- und Bodenentwicklung in und um Bern. Böden erfüllen zahlreiche Funktionen für die Natur und den Menschen. Sie ermöglichen die Produktion von Nahrungsmitteln und Holz, sind Lebensraum unzähliger Lebewesen, sind Wasser- und Kohlenstoffspeicher und dienen als Archiv der Umweltentwicklung. Doch die Bildung von Boden aus verwitterten Gesteinsteilchen und organischer Substanz benötigt viele hunderte Jahren, wie im Bodenlehrpfad «Berner Böden» ersichtlich wird.
Landschaftsentwicklung
Den geologischen Sockel der Engehalbinsel bilden ca. 20 Millionen Jahre alte Molassegesteine. Darüber liegen teils mehrere Meter mächtige eiszeitliche Schotter, die während der letzten 20’000 Jahre von der Aare ablagert wurden. Spaziert man von vom höchsten Punkt der Engehalbinsel hinab zur Aare, bemerkt man mehrere Ebenen. Diese Flussterrassen entstanden über lange Zeiträume, in denen sich die Aare immer tiefer in die Landschaft einschnitt. Die höchsten Ebenen wurden vor 20’000 bis 18’000 Jahren gebildet, als im Berner Stadtgebiet noch ein grosser Gletscher lag. Die Ebene am Keltenwall oberhalb des Zehendermättelis entstand dagegen erst vor 14’000 Jahren. Zu dieser Zeit wurden weite Landschaften im Mittelland von Bäumen besiedelt und dadurch stabilisiert. Die Ebenen ganz unten an der Aare sind dementsprechend am jüngsten.
Bodenentwicklung
Auf stabilen Landoberflächen siedeln zunächst Pionierpflanzen. Über Jahrzehnte bis Jahrhunderte, wird der Untergrund durchwurzelt, von Organismen durchwühlt und zunehmend mit Humus vermischt. In durchlüfteten Böden oberhalb des Grundwasserspiegels führt die immer weiter fortschreitende Verwitterung zur Bildung brauner Böden. Weil die Bodenprofile der Engehalbinsel auf unterschiedlich alten Flussterrassen liegen kann man auf kurzer Distanz unterschiedliche Entwicklungsstufen von Böden beobachten. Nahe der Aare, am Zehendermätteli (EH1) und an der Fähre nach Reichenbach (EH6), bestehen die Böden aus Aaresanden vermengt mit Humus. Sie sind aufgrund der kurzen Bildungsdauer (wenige 100 Jahre) kaum verwittert. Der 14’000 Jahre alte Boden nahe des Keltenwalls (EH2) zeigt durch die braune Farbe und eine höhere Bindigkeit des Bodenmaterials eine fortgeschrittene Verwitterung an. Die restlichen Bodenprofile (EH3-EH5) liegen noch höher, auf einer ca. 18’000 Jahre alten Terrasse. Die Böden sind hier bereits über einen Meter mächtig und ebenfalls braun gefärbt. Auffällig ist hier, dass der untere Teil des Bodens rötlicher und bindiger ist, was durch die Einwaschung von Eisenoxiden und Tonen zu erklären ist. Im Bodenprofil nahe des römischen Bads (EH4) gibt es eine Störung im Bodenaufbau. Diese entstand vermutlich durch Umgrabungsarbeiten vor ca. 2’000 Jahren ist bis heute sichtbar.
Quellen und weiterführende Information